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Aktuelle Informationen über „Alte Vogtei Burbach“ (BBEZ) im „Burbacher Brief“

Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir im „Burbacher Brief“ die damals aktuellen Überlegungen zur Neuausrichtung des Museums „Leben und Arbeiten in Burbach“ vorgestellt. Inzwischen ist viel Wasser die Heller runtergeflossen. Intensiv wurden von Heimatverein und Gemeinde die zurückliegenden Wochen und Monate genutzt, um das ambitionierte Anliegen mit Blick auf die 800-Jahrfeier in 2019 sach- und fachgerecht voranzutreiben. In Workshops und Seminaren, Sitzungen von Gemeinderat und Vereinsvorstand sowie einer hohen Anzahl von Treffen der AG-Museum und zahlreichen Gesprächen mit Expert/innen konnte das Projekt Schritt um Schritt Konturen gewinnen und weiterentwickelt werden. Über die wichtigsten Meilensteine möchten wir mit diesen Zeilen informieren und zugleich einen Ausblick geben, wie die weitere Wegstrecke vorgesehen ist.

Auch wenn der äußere Anschein es kaum vermuten lässt, ist mittlerweile das Museum in der „Zehntscheune“ nahezu vollständig geräumt. Außer einigen Großgeräten wurden alle Ausstellungstücke im dafür hergerichteten Depot zwischengelagert und von Dr. Bingener, Historiker aus Siegen, wissenschaftlich dokumentiert und archiviert. Inzwischen umfasst das vom NRW-Museumsamt vorgegebene Dateisystem ca. 1.500 Exponate; weitere ca. 1.000 Einzelstücke werden in den kommenden Wochen in Augenschein genommen. Es bleibt beeindruckend, wie sich der kartonierte Sammlungsordner der Gründerväter/-mütter unseres Museums sukzessive in elektronisches Datenmaterial verwandelt. Interessierte können dem beauftragten Wissenschaftler im Übrigen gerne einmal bei seiner hochinteressanten und akribischen Arbeit über die Schultern schauen. Ebenso wirkt auch die „Alte Vogtei“ von außen nahezu unberührt. Wer allerdings bei gegebener Gelegenheit einen Blick ins Innere des historischen Gebäudes wirft, wird hochkarätig erstaunt sein. Sämtliche Büros und Zimmer wurden geräumt, Wände freigelegt und die gesamte Energieversorgung auf Null gestellt. Sagt also, dass die angekündigten und dringend erforderlichen Sanierungsarbeiten an Außenhaut und im Innenleben  begonnen haben und absehbar vor ihrer öffentlichen Wahrnehmbarkeit stehen.

Dem ging übrigens im vergangenen Jahr ein äußerst aufwändiger Diskussions- und Planungsprozess voraus. Unter breiter Beteiligung und Mitwirkung fand im Mai 2016 ein erster Workshop zur „Bau- und Raumgestaltung“ statt. Die fachliche Expertise der Professoren Wirths und Kluge von der Alanus-Universität Bonn und deren stringente Moderation brachte einen gutgefüllten Korb architektonischer Gestaltungsideen zustande. Nach der Sommerzeit wurde im September 2016 unter Anleitung der Museumberaterin Dr. Bollmann aus Oldenburg ein zweiter Workshop zum Thema „Museums- und Ausstellungsgestaltung“ durchgeführt.

Auf Basis dieser grundlegenden und äußerst kreativen Treffen haben die Verantwortlichen aus Heimatverein und Gemeindeverwaltung die weiteren Planungsaufgaben in verbindliche, erprobte und somit tragfähige Formen der weiteren Arbeitsplanung gegossen. Während die „Bau- und Raumge-staltung“ mit Hilfe eines straff strukturierten Werkstattverfahrens weiterentwickelt wurde, verfolgten die Verantwortlichen die anstehende „Museums- und Ausstellungsgestaltung“ durch intensiven Fachaustausch mit Referent/innen des zuständigen Museumsamtes und der  Museumsberatung.

Zeitgleich haben im Herbst 2016 der Vorstand des Heimatvereins und der Rat der Gemeinde Burbach gemeinsam und regelmäßig die Fachplanungen begleitet. Zu Beginn der Adventszeit 2016 wurde von den Verantwortlichen beiden Gremien vereinbart, die Ergebnisse der Workshops, des architektonischen Werkstattverfahrens – hier hatte im Übrigen das Team von Architekt Prof. Geiss aus Wuppertal/London die Nase vorn – und aller weiteren Beratungen in einem umfassenden Arbeitstreffen zu Beginn des neuen Jahres zusammenzuführen. Im Rahmen dieses dritten Workshops am 12. Januar 2017 wurden alle kreativen Konzeptideen gebündelt, in Beziehung zu den bekannten Fördermöglichkeiten gestellt und somit entscheidungsreife Umsetzungspläne und Antragsunterlagen auf den Weg gebracht.

Womit also ist nunmehr in den nächsten Monaten zu rechnen? Was wird sichtbar werden? Was tut sich absehbar? Mit folgenden Eckdaten kann heute schon skizziert werden, was in naher Zukunft das Gesicht der Ortsmitte um Alte Vogtei, Zehntscheune und Haus Herbig und deren unmittelbares Außengelände prägen wird.

Als „Alte Vogtei Burbach“ soll ein Besucher-, Begegnungs- und Erlebniszentrum (BBEZ) mit drei unterschiedlichen, aber deutlich aufeinander bezogenen Angebotsbereichen entstehen:

  • Museum mit Dauer- und Sonderausstellung
  • Begegnungs- und Erlebnisangebot
  • Besucher- und Touristikzentrum

Die Angebotsbereiche werden durch eine gemeinsame inhaltliche Klammer zusammengefasst. Durchgängiges Thema des Besucher-, Begegnungs- und Erlebniszentrums ist die historische, die gegenwärtige und die zukünftige Entwicklung Burbachs und seiner Region. Es geht darum, die Entstehung und Entwicklung der lokalen und regionalen Gemeinschaft und ihres prägenden Gemeinsinns von der Vergangenheit bis heute darzustellen und nach der Identifikation der Einwohner/innen mit dem Ort und der Region zu fragen. In drei Themenschwerpunkten soll dieser Zielsetzung nachgegangen werden:

  • „Unsre tiefen Wurzeln“ – Entstehung und Geschichte Burbachs und der Region
  • „Unsrer Hände Arbeit“ – Gesellschaftliche und handwerkliche Traditionen
  • „Unsre weite Heimat“ – Gegenwart und Zukunft Burbachs und der Region

Die Angebote sollen jeder und jedem zur Verfügung stehen. Barrierefreiheit und inklusive Gestaltung spielen daher bei allen inhaltlichen und baulichen Überlegungen eine ausschlaggebende Rolle.

Quintessenz und markantes Resultat der monatelangen Diskussions- und Kreativarbeit von Heimatverein und Gemeindeverwaltung ist zum einen der Bau eines Erschließungstraktes an der Ostgiebelseite zur Ginnerbach hin, durch den für alle Geschosse der „Alten Vogtei“ und der „Zehntscheune“ der barrierefreie Zugang mittels Aufzug und Treppenhaus gewährleistet ist. Weiterhin wird mit der historischen „Zehntscheune“ insofern besonders behutsam umgegangen, dass deren wertzuschätzende Substanz bestmöglich durch ein s.g. „Haus-in-Haus-System“ gleichermaßen geschont wie auch genutzt wird. Das hautnahe Erleben traditioneller Handwerkskunst in Burbach mit Eisen, Holz und Ton wird ebenso weitergeführt wie auch der „Backes“ – ausgelagert allerdings als selbstständiges Gebäude – eine besondere Erlebnis- und Werkstube für Jung und Alt werden wird. Das Schmuckstück „Apotheke“ erhält als gesellschaftliches Symbolexponat eine prominente Platzierung. Die Bedeutung von „Haus Herbig“ mit seinen Möglichkeiten für Feste und Meetings – wie im Übrigen voraussichtlich auch das „Haus Dilthey“ mit Gasthof und Remise – soll upgegradet, herausgestellt und weiterentwickelt werden. Die unterschiedlichen Plätze und Flächen, die das geschichtsträchtige Gebäudeensemble betonen und miteinander verbinden, erleben eine Aufwertung, so dass Begehbarkeit und Nutzung sowohl im Alltag wie insbesondere auch bei Festen und anderen Veranstaltungen deutlich eine Optimierung erfahren.

„Da habt ihr euch aber was vorgenommen!“ – so oft uns auch dieser Kommentar begegnet, der ja gleichermaßen Bedenken wie Wohlwollen zum Ausdruck bringt, bin ich erinnert an die Ausgangsfrage vor inzwischen fast zweieinhalb Jahren. „Was wäre die Alternative?“ Wir stehen, liebe Leserinnen und Leser des „Burbacher Briefs“, in Verpflichtung gegenüber denjenigen, die vor 25 Jahren mitten in Burbach mit Entschlossenheit und Tatkraft den Schätzen und Werten der Vergangenheit eine Zukunft gegeben haben. Mit gleichem Mut und Engagement wissen wir uns in Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen. Dafür aber braucht es möglichst viele Einheimische und Zugereiste, Alte und Junge, Frauen und Männer, die die Weiterentwicklung des Gemeinsinns in Burbach für alternativlos erklären und einen Schulterschluss praktizieren – nicht zuletzt mit allen Heimatvereinen in Burbachs Ortsteilen –, der von Verantwortung und Leidenschaft für das zukünftige Miteinander aller Bürgerinnen und Bürger geprägt ist.

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